CD
SPEZIAL
SUBWOOFER
TIEFDRUCKGEBIETE
Ein Subwoofer löst Platzprobleme und kann mancher Sängerin
die teure Brust-OP ersparen, aber er ist auch selbst eine Diva
M
anchem
Besitzer
von
Kompaktboxen, die ja ge-
rade
aufgrund
ihrer
kleinen
Schallwände und Gehäuse sowie
der einfacheren Frequenzweiche
gegenüber
Standlautsprechern
mitunter
Abbildungsvorteile
aufweisen, kommt irgendwann
der Gedanke: Da fehlt doch et-
was.
Gemeint
ist
hier
nicht
„Bumm-bumm-balla-balla“,
wie man es in unserem Städt-
chen aus vielen tiefer gelegten
und an die Ampel heranschie-
ßenden Fahrzeugen mit auffälli-
gen Felgen hört - und schon von
weitem fühlt. Sondern die un-
aufdringliche Majestät und eher
dezent kraftvolle Opulenz eines
satten Fundaments, mit Textur
und Kraft. Aber, da beißt die
Maus keinen Faden ab, gegenü-
ber ausgewachsenen Lautspre-
chern muss man tatsächlich auf
die unteren Lagen, meist ein bis
zwei Oktaven, verzichten. Das
bringt zugleich mit sich, dass die
projizierte Bühnenabbildung ei-
nen
kompakteren,
geradezu
perspektivisch
geschrumpften
(Aufnahme-)Raum
wiedergibt.
Ein Subwoofer holt diesen an die
Physik verloren gegangenen Bo-
den zurück und stellt die Grö-
ßenverhältnisse wieder her. Die-
se Fähigkeit ist weit mehr als nur
die Addition von
Bass, denn
auch die innere Struktur des
Klangbildes, Schmelz und Fluss,
Klangfarben
und
eben
die
Raumdimensionen werden - bei
akkurater Einstellung und Ein-
bindung - deutlich positiv be-
einflusst.
E
in
perfekt
eingebundener
Subwoofer vermag das Klang-
erlebnis sehr deutlich zu stei-
gern. Man empfindet neben der
größeren Bassfülle zugleich eine
realistischere Raumabbildung.
Die Größe einer Basilika etwa
lässt sich ohne Tiefbass nicht
darstellen. Ein Topgerät sollte
schnell, musikalisch und trocken
klingen und sich flexibel einstel-
len lassen. Dann profitieren auch
Standboxen von einem Woofer -
eben einem großen.
Mit einem zusätzlichen Subwoo-
fer kann man sogar eine allzu
analytisch tönende Kette fein-
sinnig ausgleichen, indem man
die tonale Energiebalance leicht
nach unten korrigiert.
Übertreiben
sollte
man
die
Grundtoneffekte
nicht,
denn
wer will schon aus einem Mick
I
Jagger per Frequenz- oder Pegel-
I
regier akustisch einen Pavarotti I
machen oder einer schmalen |
Chanteuse
zur
gesteigerten
I
Oberweite verhelfen?
Aufpassen muss man stets, dass I
man mit der sinnvollen Ergän-
zung nicht zu weit in den Mittel-
j
tonbereich vordringt, denn der
1
wird indirekt mit beeinflusst. I
Entscheidend für die unauffälli-
ge, musikalisch stimmige Inte-
I
gration ist ist bereits die vom
Hersteller
angestrebte
Klang-
|
richtung.
Schon deshalb sollte beim Kauf
Klarheit darüber herrschen, ob
man mit dem Tiefstapler eher
Musikwiedergabe
(Audio
und
Musikvideo) oder Effekt (Film)
j
im Sinn hat. Der musikalisch
1
stimmige Subwoofer wird als
I
Kompromiss noch eher gut im
Heimkino aussehen als umge-
1
kehrt der Brachialo bei Carmen
oder Al di Meola. Wohin die Rei-
se in den Basskeller führt, be-
stimmen am Ende Sie.
FAZIT —
Ein gut integrierter Subwoofer wertet
jede Kompaktbox auf und bringt sie dem
„Großen Kino" ein Stück näher
D
as einfache Rezept „Aufstellen und
spielt" geht beim Subwoofer nicht auf.
Erste Töne hört man natürlich sofort, aber
bis sich der Kubus ins Klangbild integriert,
braucht man zwei Männer und einen Nach-
mittag, bis Übernahmefrequenz und Pegel
stimmen, können einige Tage ins Land
gehen, und die optimale Einstellung kann
auch bei einzelnen CDs später noch eine
andere sein. Das ist völlig normal.
Am besten gelang die klangliche Symbiose
im Testfeld spontan wie dauerhaft mit den
Subs von B&W und - mit dem Hauch einer
Spur Vorsprung - Dynaudio, wobei mögli-
cherweise das geschlossene Gehäuse-
konzept dieses Gewinnerduos für einen
leichten Präzisionsvorteil gegenüber dem
Restfeld sorgte. Der B&W ist deutlich güns-
tiger und klingt dafür ein ganz klein wenig
pausbäckiger als der Däne, aber sie bewe-
gen sich in einer Klasse.
Beide Kandidaten zeigten sich integrativ,
sprich man w ar bei der Hörsitzung nicht
mehr in der Lage, das aus einem Guss
scheinende
Klangbild
auseinanderzu-
pflücken und das Fundament dem Sub-
woofer zuzuordnen oder ihn gar zu orten.
Die an einer Musical Fidelity-Kette spielen-
den Kompaktboxen profitierten un-
mittelbar von der fundamentalen
Unterstützung. So konnte man regel-
recht beobachten, wie sich - bei
entsprechend sauberer Anpassung
- der abgebildete Raum mit Ein-
schalten
des
Basswürfels
aus-
dehnte und mit dem Ausschalten
wieder kompakter wurde.
Vergleichbar klar gezeichnete Kon-
turen und eine bruchlose W iedergabe zu
den mittleren Lagen hin erreichten w ir
neben den beiden genannten nur noch mit
dem „D ruckm ittel" von Velodyne, das auf-
grund seiner unschlagbaren Haptik und der
fulminanten Ausstattung gewissermaßen
dritter Testsieger wurde.
Als
kleinster
Basslieferant macht er zudem Punkte bei
der W ohnintegration und der m itentschei-
denden besseren Hälfte.
Interessant sind deshalb womöglich auch
die Angebotspreise: M it dem hier ebenfalls
kurz vorgestellten Korrektursystem SMS-1
kostet ein Velodyne MicroVee um 1600 Euro.
Damit ließen sich dann bereits schwer-
wiegendere Raumprobleme perfekt meis-
tern. M it gewissem klanglichen Abstand
folgt diesem Trio der leicht behä-
bigere KEF Kube-2 mit schon deut-
lich wärm erer Abstimmung, wie sie
im kleinen Heimkino geschätzt w er-
den dürfte.
Auch
der
Magnat
zeigt
fast
gleichauf etwas von diesen kino-
tauglichen Charaktereigenschaften,
glänzt aber beim materiellen Gegen-
wert, denn er ist nicht nur der güns-
tigste, sondern zugleich auch der größte
Sub des Feldes und lässt die Muskeln auf
Anfrage durchaus spielen. Empfindliche
Ohren werden aber bemerken, dass er seine
deutliche Stärke schwerpunktmäßig bei 30
Hertz konzentriert - dieser Trick ist nicht je-
dermanns Sache. Der Audio Pro schließlich
ist immer noch ein guter Geselle, aber
schon etwas w eniger konturiert, und er
neigt leider am schnellsten zum Dröhnen.
E in e n k l a r
h ö r b a r e n
G e w in n
b r a c h t e n
s ä m t lic h e
K a n d id a t e n
in s K l a n g -
b ild
88 STEREO HIFI-SPARBUCH 2/2009